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Blockiert im Tobel

Bei der Evakuation zweier Snowboarder sitzt bei der Crew der Rega-Basis Untervaz jeder Handgriff. Es ist einer von fünf Einsätzen, zu denen sie an diesem prächtigen Samstagvormittag aufgeboten wird.

 

Rettungssanitäter Beda Suter hat nach dem dritten Einsatz am Vormittag gerade erst den Helikopter betankt, als der nächste Alarm eingeht. Damit die Crew sich optimal vorbereiten kann, übermittelt die Einsatzzentrale mit dem Aufgebot auch die wichtigsten Infos zum bevorstehenden Einsatz: Ein Mann und ein Kind sind in gefährlichem Gelände blockiert, wahrscheinlich muss die Rettungswinde eingesetzt werden. 

Bereit für die Rettungswinde

Klare Abläufe sorgen dafür, dass die Crew möglichst rasch abheben kann. Während Pilot Andreas Flütsch die Triebwerke des AgustaWestland Da Vinci startet, zieht Notärztin Anne Bütikofer bereits den Klettergurt an. Somit ist sie vorbereitet, um an der Rettungswinde zu den Blockierten hinuntergelassen zu werden. Beda Suter nimmt nicht wie üblich neben dem Piloten im Cockpit Platz. Stattdessen steigt er zu Anne Bütikofer in die Kabine, von wo er später die Rettungswinde bedienen wird. Nur wenige Minuten nach dem Aufgebot ist der Helikopter in der Luft, und Andreas Flütsch funkt der Rega-Einsatzzentrale: «Rega von Rega 5, wir sind unterwegs nach Grüsch.» 

Ereignisreicher Einsatztag

Die ersten Einsätze hatte Rega 5 – so der Funkrufname der Crew der Basis Untervaz – an diesem Samstag in den Sportferien bereits am Morgen geflogen. Eine Skifahrerin hatte sich bei der ersten Abfahrt des Tages in Arosa an der Schulter verletzt. Noch während der Übergabe der Patientin im Spital erhielt die Crew bereits das nächste Aufgebot. Eine weitere Skifahrerin hatte in der Lenzerheide ihre Ski verkantet, war unkontrolliert über eine Kuppe geflogen und heftig auf der Piste aufgeprallt. Sie wurde mit Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma und mit Verletzungen am Bein, an der Hüfte und am Arm ebenfalls ins Spital geflogen, bevor die Rega-Crew zu ihrer Basis zurückkehrte. Keine zehn Minuten später waren Andreas Flütsch, Beda Suter und Anne Bütikofer jedoch bereits wieder unterwegs: Ein junger Snowboarder war auf der Piste im Skigebiet Grüsch-Danusa gestürzt und klagte über starke Schmerzen in der Schulter. Auch ihn flog die Crew für weitere Abklärungen ins Spital. 

Grüsch zum Zweiten

Nur kurze Zeit nach der Rückkehr aus Grüsch ist Rega 5 nun also erneut in dieselbe Richtung unterwegs. Ein junger Vater und seine achtjährige Tochter gerieten beim Snowboarden in ein vereistes Bachtobel, wo sie nicht mehr weiterkamen. Um sich und das Mädchen nicht noch weiter in Gefahr zu bringen, alarmierte der 31-Jährige die Einsatzzentrale der Rega. «Der Vater hat richtig reagiert», sagt Rettungssanitäter Beda Suter. «Eine frühzeitige Alarmierung kann, wie in diesem Fall, Schlimmeres verhindern.»

Als sich der Rettungshelikopter dem Bachtobel nähert, öffnet Beda Suter die Kabinentüre. Notärztin Anne Bütikofer und er blicken nach unten und versuchen, den Vater und seine Tochter zu orten. Das Bachtobel liegt jedoch im Schatten, und schneefreie Stellen und Bäume erschweren die Lokalisierung der beiden. Pilot Andreas Flütsch steuert den Helikopter ein weiteres Mal hangaufwärts über den gefrorenen Bach, bevor er sich bei der Einsatzzentrale meldet. Er bittet die Einsatzleiterin, den Vater anzurufen und eine Konferenzschaltung herzustellen: So kann die Rega-Crew über das Bordtelefon mit dem Vater sprechen und dieser den Helikopter schliesslich an die richtige Stelle lotsen.

Jeder Handgriff sitzt

Damit die Zusammenarbeit innerhalb einer Rega-Crew auch unter der Belastung eines hohen Einsatzaufkommens oder unter grossem Zeitdruck optimal funktioniert, wird regelmässig trainiert. Das gilt auch für Einsätze mit der Rettungswinde, bei welchen die Zusammenarbeit der Dreier-Crew besonders gefragt ist. Beda Suter hängt den Haken der Rettungs winde am Klettergurt von Anne Bütikofer ein und überprüft die Sicherung, bevor sie sich auf die «Stepbar», eine schmale Metallkufe ausserhalb des Helikopters, stellt. Nach einem Kontrollblick hebt sie den Daumen nach oben: das Zeichen für Beda Suter, dass er sie an der Rettungswinde zu den beiden Blockierten hinunterlassen kann. Über Funk sind die drei Crew-Mitglieder jederzeit miteinander verbunden. So weiss Pilot Andreas Flütsch, was hinter und unter ihm geschieht, und Beda Suter kann ihm Anweisungen geben, damit er Anne Bütikofer punktgenau am Boden absetzen kann. Nachdem die Notärztin Vater und Kind erreicht hat, fliegen ihre Kollegen zu einem Zwischenlandeplatz und warten dort, bis sie die beiden Unverletzten für den Transport an der Rettungswinde vorbereitet hat.

Als alle drei bereit sind, kehrt der Helikopter zum Bachtobel zurück, und Beda Suter lässt den Windenhaken zu Anne Bütikofer hinunter. Sie hängt sich selbst, die Tochter und deren Snowboard ein und gibt dem Rettungssanitäter per Handzeichen zu verstehen, dass er sie an der Winde hochziehen kann. Unter dem Helikopter hängend, werden die beiden zum Zwischenlandeplatz geflogen und abgesetzt. Dort bleibt die Tochter und wartet, bis auch ihr Vater ausgeflogen wird. Nachdem die beiden wieder festen Boden unter den Füssen haben, begleitet Beda Suter sie zur nahe gelegenen Strasse. Dort erklärt sich eine vorbeifahrende Frau bereit, den Vater und seine Tochter bis zur Talstation der Bergbahnen mitzunehmen.

Ein spätes Mittagessen

Kaum zehn Minuten zurück auf der Basis, wird die Crew zum fünften Einsatz an diesem Tag aufgeboten. Ein Kind ist beim Skifahren am Heinzenberg gestürzt. Der Junge weint und klagt über starke Rückenschmerzen, die sich jedoch nicht exakt lokalisieren lassen. Notärztin Anne Bütikofer entscheidet deshalb, ihn zur weiteren Abklärung ins Spital zu fliegen. Wieder in Untervaz angekommen, setzt sich Pilot Andreas Flütsch an den Schreibtisch, wo er die Einsatzrapporte komplettiert. Beda Suter betankt den Rettungshelikopter und  unterstützt anschliessend Anne Bütikofer beim Retablieren des medizinischen Materials, bevor die drei Zeit für eine Verschnaufpause und ein spätes Mittagessen finden.

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