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Bei der Rettung eines verletzten Kletterers aus der Titlis-Nordwand bewiesen die Rettungskräfte ihr ganzes Können

Spektakulärer Nachteinsatz an der Nordwand des Titlis

Bei einer mehrstündigen Rettungsaktion wurde in der Nacht auf Sonntag ein Kletterer aus der Titlis-Nordwand gerettet. Der Tessiner hatte sich am späten Samstagnachmittag bei einem Sturz verletzt und konnte dank dem ausserordentlichen Einsatz von zwei Rega-Crews und mehreren SAC-Bergrettern evakuiert und ins Spital geflogen werden. Die Rettungsaktion gehört zu mehr als 120 Einsätzen, zu welchen die Rega an diesem Schönwetter-Wochenende gerufen wurde.

Am späten Samstagnachmittag alarmierte ein Kletterer per Notfall-App die Rega. Er war oberhalb von Engelberg in der Nordwand des Titlis (3238 m ü. M.) auf der Trottmann-Route «Piz dal nas» gestürzt und beklagte sich über heftige Schmerzen am Brustkasten. Die Route gilt klettertechnisch als eine der schwersten Nordwand-Routen der Schweiz (8b).

 

Rettung mit der Winde wegen Überhang nicht möglich

Die Rega-Crew der Basis Erstfeld, die sofort aufgeboten wurde, erkannte beim Überflug der Unfallstelle, dass eine Rettung mit der Winde oder mit der längeren sogenannten «Longline» nicht möglich sein würde. Der Verletzte befand sich an einer Stelle der gut 500 Meter hohen Steilwand, die äusserst exponiert war und rund 25 Meter überhängend - unerreichbar für eine direkte Rettung per Helikopter.


Die Rega-Einsatzzentrale bot daraufhin vier Bergretter des Schweizer Alpen-Club SAC auf, allesamt ausgewiesene «Rettungsspezialisten Helikopter» (RSH). Sie sollten den Verletzten einige Seillängen in einer Trage abseilen, bevor er dann an der Rettungswinde des Rega-Helikopters ausgeflogen werden konnte.

 

Extreme Herausforderung für Mannschaft und Material

Ein Helikopter von Swiss Helicopters, Basis Erstfeld, setzte die vier RSH - zusammen mit einer Unmenge an Ausrüstung und Material - an einem Felspfeiler 120 Meter oberhalb des Abgestürzten schwebend ab. Wegen des überhängenden Felsens konnten sich die Bergretter nicht einfach senkrecht abseilen. Mühselig mussten sie sich eine sichere Route suchen und unzählige Bohrhaken anbringen. Beim Stand des Verletzten angekommen, lagerten sie ihn für den Transport in die sogenannte Jelk-Bahre um. Damit konnten sie ihn gut gesichert weiter abseilen, was durch die Felsbeschaffenheit und messerscharfen Kanten in der Steilwand nochmals zusätzlich erschwert wurde. Erst 120 Meter weiter unten fanden die RSH eine Stelle, von wo eine Windenrettung per Helikopter möglich war.

 

Rega-Helikopter mit Nachtsichtgerät und Scheinwerfer unterwegs

«Was die Bergretter da an der Steilwand gezeigt haben, ist eine absolute Meisterleistung», sagt Markus Koch, Pilot der Rega-Crew aus Erstfeld. Kurz vor Mitternacht konnte der Verletzte im Scheinwerferlicht des Helikopters in eine Vakuummatratze umgelagert und von der zweiten Rega-Crew, die zur Unterstützung aus Wilderswil herbeigerufen wurde, mit der Rettungswinde evakuiert und ins Spital geflogen werden. Es dauerte eine weitere Stunde, bis die Rega-Crew aus Erstfeld alle Bergretter sowie den Partner des Abgestürzten ebenfalls aus der Nordwand des Titlis evakuiert hatte und die Rettungsaktion abgeschlossen werden konnte.