Die Leidenschaft fürs Fliegen packte Werner Marty schon sehr früh: «Ich war acht Jahre alt, als bei uns im Dorf ein Lama-Helikopter die Masten für einen neuen Skilift brachte. Geschickt flog er hin und her, und ich liess ihn nicht aus den Augen», erzählt er. Kurzerhand habe ihn der Pilot zu sich gerufen und mit in die Luft genommen. «An diesem Abend kam ich nach Hause und sagte: ‹Papa, ich werde Helipilot!›»
Heute ist der 51-jährige Walliser aus Guttet oberhalb von Leuk tatsächlich ein «Vollblutpilot» – wie er selbst sagt – und genau da, wo er beruflich sein möchte. «Sobald ich mit dem Helikopter 20 Zentimeter über dem Boden schwebe, bin ich glücklich», sagt Werner Marty. «Kommt hinzu, dass ich mit dem, was ich am liebsten mache, anderen Menschen helfen kann. Das ist das Nonplusultra.» Als er im Jahr 2000 bei der Rega erstmals das Steuer eines Rettungshelikopters übernahm, war er bereits Militärpilot auf dem Super Puma der Schweizer Luftwaffe und hatte mehrere Jahre als Berufspilot bei Air Zermatt und in Linienflugzeugen der Swissair hinter sich. «In den Cockpits von MD-80 und MD-11 war mir fast etwas langweilig. Ausserdem kümmerte sich meine Frau zu Hause um unsere kleine Tochter und ich war weit weg irgendwo am Ende der Welt und konnte sie nicht unterstützen.» Noch vor der Geburt seines Sohnes wechselte er deshalb als Helikopterpilot zur Rega.
Langweilig wird ihm nicht mehr: An seinen Diensttagen als Pilot eines EC 145 auf der Basis Lausanne weiss Werner Marty nie im Voraus, welche Art von Einsatz ihn und seine zwei Crewkollegen im nächsten Augenblick erwartet. Ausserdem steht er seit zehn Jahren als Basisleiter einem Team von je vier Piloten, Rettungssanitätern und Notärzten vor. So halten den zweisprachigen Walliser zwischendurch auch administrative Pflichten und Führungsaufgaben beschäftigt. «Für mich ist es diese Mischung, die meine Arbeit bei der Rega so spannend macht.» Werner Marty fühlt sich privilegiert: «Mit diesem Job und meiner wunderbaren Familie, die mich unterstützt, habe ich das ganz grosse Los gezogen.» Manchmal habe er fast ein schlechtes Gewissen deswegen. «Ich sehe in meinem Beruf ja auch, dass es nicht allen Menschen so gut ergeht.»