Schweizerische Rettungsflugwacht Rega, zur Startseite

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Eigenes Kompetenzzentrum

Die Engineering-Abteilung der Rega hat zwei Hauptaufgaben. Erstens ist sie eine Anlaufstelle für komplexe technische Fragestellungen innerhalb der Rega. Sie berät Teams, Ressorts und Projektgruppen oder führt Machbarkeitsstudien durch. Auch bei Beschaffungsprojekten für neue Luftfahrzeuge ist sie involviert. Zweitens entwirft sie auch Teile für die Luftfahrzeuge der Rega. Hierfür verfügt sie über eine Zertifizierung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) als sogenannte «Design-Organisation». Das können Neuentwicklungen, aber auch Anpassungen an bestehenden Komponenten oder Systemen sein.

Massgeschneiderte Lösungen zur Verbesserung der medizinischen Hilfe aus der Luft

Helme dienen nicht nur deren Sicherheit, sondern sind im Helikopterlärm und bei Windgeräuschen unabdingbar für die Kommunikation über Funk: Die Verständigung der Crew-Mitglieder untereinander, aber auch mit der Einsatzzentrale und mit Einsatzpartnern wie der Polizei muss einwandfrei funktionieren, trägt sie doch massgeblich zum erfolgreichen Einsatz zugunsten von Patienten bei. Die Helme der einzelnen Crew-Mitglieder – Pilot, Rettungssanitäter und Notärztin – unterscheiden sich aufgrund der verschiedenen Bedürfnisse voneinander: So ist für den Piloten beispielsweise wichtig, dass sich das Nachtsichtgerät einfach und sicher am Helm montieren lässt. Die Notärztin hingegen will nicht nur via Sprechfunk mit den anderen Crew-Mitgliedern kommunizieren, sondern sich auch mit aufgesetztem Helm mit dem Patienten unterhalten können. Darum sind bei ihrem Helm die Ohrmuscheln wegklappbar. Nun erreichen die Helme nach 10 bis 15 Jahren im Einsatz das Ende ihrer Lebensdauer und müssen ersetzt werden. Wie bei jedem Beschaffungsprojekt stellt sich die Rega auch hier die Frage, was dabei verbessert werden kann.

Als einzige Luftrettungsorganisation der Schweiz führt die Rega intensivmedizinische Spezialtransporte durch. So kann sie beispielsweise Patienten transportieren, die auf Geräte zur extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) angewiesen sind. Bei dieser intensivmedizinischen Technik übernimmt eine Maschine teilweise oder vollständig die Atem- oder Herzfunktion des Patienten. Eine grosse Herausforderung bei der Bestrebung, medizinische Hightech-Geräte wie die zwölf Kilo schwere ECMO-Maschine in Luftfahrzeugen mitzuführen, sind die zahlreichen Vorschriften, die eingehalten werden müssen. So muss zum Beispiel gewährleistet sein, dass ein Gerät respektive dessen Fixierung eine bis zu zwanzigfache g-Kraft aushält.

Die Rega-Ingenieure arbeiten zurzeit daran, die bisherigen Halterungen in der Kabine zu optimieren und sowohl die Handhabung als auch die Platzverhältnisse für die Crew weiter zu verbessern. Dafür hat ein Konstruktionsingenieur die Bauteile zuerst im 3-D-Drucker produziert und auf Passgenauigkeit und Funktionalität in der Helikopterkabine getestet. Schliesslich wurde eine modulare und drehbare Plattenkonstruktion hergestellt, die sich in der Sitzschiene der Kabine verankern lässt. Dank dieser speziell angefertigten Halterungen lassen sich darauf künftig auch andere medizinische Geräte montieren und sichern. Solche ausgeklügelten Konstruktionen mögen unscheinbar anmuten. Aber die Arbeit der Rega-Ingenieure trägt dazu bei, dass sich die medizinische Crew dank der möglichst einfachen Handhabung der Gerätschaften vollkommen auf die Versorgung von schwerstkranken Menschen an Bord fokussieren kann.

Dank der Patienten-Isolationseinheit (PIU) kann die Rega hoch ansteckende Patienten effizient und sicher transportieren. Mit den Erfahrungen aus vielen Einsätzen entwickelte ein Projektteam Ideen, wie sich das bewährte Schutzsystem weiter optimieren lässt – für die Crews und die Patienten.

Den Rega-Ingenieuren ist es gelungen, die PIU noch leichter und kompakter zu konzipieren, ein Gewinn bei den beschränkten Platzverhältnissen in der Kabine. So besitzt die gewölbte Haube neu Stützstäbe aus Karbon: leicht, aber äusserst stabil. Die Liegefläche bietet mehr Platz für die Patienten, die Trage ist ebenfalls leichter geworden und lässt sich von der Crew modular verwenden – also auch ohne Haube, sollte diese spontan doch nicht nötig sein. Kein Detail ist zu klein für eine Verbesserung: Auf den die PIU umschliessenden Reissverschluss wirkt neu weniger Zug, was die Materialabnutzung minimiert.

Eine weitere Neuerung eröffnet zusätzliche Möglichkeiten. Bisher hat der Hochleistungs-Partikelfilter am Fussende der PIU die kontaminierte Luft aus dem Inneren der Hülle in saubere umgewandelt und diese in die Umgebung abgegeben. Am Kopfende ist neu ein zweiter solcher Filter angebracht. Angetrieben werden die beiden Filter von einem Motor, der die Luft durch die Hülle saugt. Damit lässt sich auch im Inneren keimfreie Luft garantieren. Die Crews können die PIU so künftig auch für den Transport von immunsupprimierten Personen nutzen, also für Patienten, die vor oder nach einer Organtransplantation auf absolut keimfreie Luft angewiesen sind.

Die Night Vision Goggles, kurz NVGs, gehören zu den Hochleistungsgeräten der neuesten Generation und ermöglichen es, die Sicherheit für die Crew und Patienten im Nachteinsatz weiter zu erhöhen. Für die Auswahl und Zulassung dieser Geräte hat die Engineering-Abteilung einen grossen Aufwand betrieben, der sich gelohnt hat: Das Projekt konnte die Sicherheit bei Nachteinsätzen erhöhen.

Die Rega musste einerseits umfangreiche Zertifizierungsdokumente bei der EASA einreichen. Andererseits organisierte die Engineering-Abteilung der Rega Kompatibilitätstests im externen Labor und Testflugpläne mit Hilfe interner Testpiloten. Mit Hilfe von 3-D-Druck wurde der Prototyp der passenden Halterung erstellt. Dann ging es auch darum, einen möglichst grossen ergonomischen Komfort zu erreichen: Das Zusatzgewicht von Binokular und Batteriepack soll optimal auf dem Pilotenhelm verteilt sein.

Dank dieser Anpassungen konnte die Rega die Sicherheit bei Nachteinsätzen erhöhen. Ein um rund 25 Prozent grösseres Sichtfeld als früher erhöht das räumliche Vorstellungsvermögen in der Dunkelheit. Der Pilot muss den Kopf weniger bewegen, was einer Ermüdung vorbeugt. Hindernisse oder Wetterveränderungen sind nun früher und deutlicher erkennbar. Die Filter der neuen NVGs lassen etwas mehr Licht durch als andere Filtertypen. Für den Betrachter werden dadurch Lichtquellen sichtbar, die mit anderen Filtern nicht zu sehen sind.